Berichte von Teilnehmenden beim Städtelabor im Rahmen des Performing Arts Festival 2017

 

 

 

Katja Beil und Boris Schwarzmann | DORTMUND

Wir nutzen die Möglichkeit, um uns noch einmal dafür zu bedanken, dass wir an dem „Performing Arts Festival“ teilnehmen konnten. Diese Woche in Berlin hat bei uns die schönsten Erinnerungen und Eindrücke hinterlassen. Unsere Bewertung des Gesehenen teilt sich in zwei Teile aufgrund der Organisationsform des Festivals auf. Den ersten Teil stellen die Eindrücke der Zuschauer zu den Theaterstücken dar, welche wir, entsprechend unserer Funktion als Fachbesucher, versucht haben zu analysieren; der zweite Teil besteht aus unserem Eindruck von den Seminaren, die für die Besucher des Festivals organisiert wurden und welche wir als Teilnehmer des Städtelabors besucht haben.

Besonders wichtig anzumerken ist, dass wir vor Beginn des Festivals dachten, dass die für das Festival ausgesuchten Theaterstücke alle im Rahmen des Performancegenres sein würden. Jedoch waren wir positiv überrascht, die große Genrevielfalt, welche auf dem Theaterfestival vorherrschte, zu sehen. Wir sahen rein pantomimische, Tanz- und Musikstücke, theatralische Clownerie, gemischte Genres, welche auch mit Videos arbeiteten, Elemente von Ballett, Opern, Installationen und Performances. Wir sahen uns auch traditionelle Theaterstücke an, welche nach allen Regeln des psychologischen Theaters gemacht wurden. Dies bezieht sich vor allem auf Kindertheaterstücke (was für uns besonders interessant ist, da die Zielgruppe unserer Theaterstücke dieselbe ist).

Es gab zwei solcher Theaterstücke. Erst sahen wir uns ein musikalisch-dramatisches Theaterstück nach dem Roman „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner an (ATZE Musiktheater). Das Theaterstück ist nach dem typischen Muster eines traditionell psychologischen Detektivs mithilfe verschiedenster Inszenierungsmittel aufgebaut worden – hier sind neben dem Regisseur ein Bühnenbildner, Ballettmeister, Komponist und Musikleiter beschäftigt. Auf der Bühne sind zehn Schauspieler und eine Gruppe professioneller Musikanten, welche die Musik live spielten, gewesen. Im Saal waren nicht weniger als 400 Zuschauer, welche innerhalb der zwei Stunden gespannt der Entwicklung der klassischen Detektivstory folgten.

Daraufhin schauten wir das Theaterstück „Der Koch und der Zauberfisch“ (Theater JARO); dies waren ganz andere Maßstäbe – ein gemütliches Kammertheater, zwei Schauspieler auf der Bühne und 30 Zuschauer im Saal. Den Schauspielern (sie sind auch die Regisseure und Theaterinhaber) ist es gelungen, eine vertrauenswürdige theatralische Atmosphäre zu erschaffen. Es war besonders interessant zu beobachten, wie ganz kleine Kinder (3-4 Jahre) sich an die Schauspieler wandten, ihnen naive Fragen stellten, Lieder sangen und Knobelaufgaben lösten. Die jungen Zuschauer nahmen sowohl das eine, als auch das andere Theaterstück gut auf und hatten augensichtlich Spaß an dem, was auf den Bühnen passierte. Uns hat es auch gefallen.

Alle anderen Theaterstücke, die wir uns noch anschauen konnten, fielen ganz klar in das Performancegenre. Diese waren entweder fast vollkommen der plastischen Bewegung zuzuordnen, bei denen die Handlung in Form eines Avantgarde-Balletts übermittelt wird („Don’t Go For Second Best, Baby!“ – Ania Nowak; „OBNIMASHKI“ – Anna Aristarkhova), wobei eine minimale Anzahl an Wörtern hinzugefügt wurde oder sie enthielten sowohl plastische Bewegung, eine theatralische Handlung, Videoinstallationen, als auch Radiotheater („Reading Salome“ – Johannes Müller/Philine Rinnert). All dies ist genremäßig gemischt mit der Postmoderne und hat mehrere Referenzen und Anspielungen zu Literarischen, Musik- und historischen Ereignissen und Werken. Solche Theaterstücke waren auf diesem Performing Arts Festival sehr organisch, was auch durch den tosenden Beifall der Zuschauer bestätigt wurde. Uns hat besonders das Theaterstück „Die 7 Leben des Fräuleins B.“, gespielt von Lena Binski (Physisches Theater&Comedy) erfreut. Das Theaterstück war eine sehr kreative und delikate Zusammenstellung von dramatischem Theater, Pantomime und Clownerie. Die Auswahl der Musik und der Specialeffekte erschuf schlußendlich ein Theaterstück, welches sowohl emotional, als auch ästhetisch mitgerissen hat. Natürlich war uns nicht alles, was wir gesehen haben, vom Stil und Thema her nahe, jedoch war alles Gesehene sehr interessant. Wir fingen auch an, die künstlerischen Ideen und Probleme näher zu verstehen, welche die Regisseure und Schauspieler, die im Performancegenre arbeiten, begeistern und inspirieren. Wir haben mit eigenen Augen die Theatertechniken gesehen und beurteilt, welche von ihnen in ihren Inszenierungen genutzt wurden.

Der zweite Teil unserer Teilnahme als Fachbesucher am Festivalprogramm bestand aus den Seminaren. Wir nahmen an allen, von den Organisatoren angebotenen Abenden, teil. Und jedes Treffen war auf seine eigene Weise interessant. Aufgrund unserer Arbeitsspezialisierung sind uns die Seminare näher gewesen, welche uns einen praktischen Nutzen bringen hätten können. Ganz besonders das Seminar „Performing Arts in Deutschland – Regionale Festivals stellen sich vor“, welches am 15. Juni 2017 stattfand. Bei diesem Seminar konnten wir mit den Organisatoren einiger regionaler Festivals sprechen, mit ihnen Meinungen und nützliche Informationen austauschen und eine mögliche Teilnahme unseres Theaters an einigen zukünftigen Festivals planen. Theoretische Vorträge, welche im Rahmen des Festivals an anderen Tagen stattfanden, wie beispielsweise „Fort und Weiter – Neue Akademien für die freien Performing Arts“ (14. Juni) und „Kunstförderung vs. Kreativwirtschaftsförderung: ein Vermittlungsversuch“ (16. Juni), sind auch hilfreich gewesen, ganz besonders um sich zu informieren und lebhafte Diskussionen mit den Seminarteilnehmern und Referenten auszulösen. Der Meinungsaustausch gab Ansporn zum Nachdenken und half die Entwicklung der Tendenzen und Perspektiven des modernen freien Theaters besser zu verstehen und zusammenzufassen. Wir hatten die reale Möglichkeit, unsere eigenen theatralischen Ideen mit den künstlerischen Ideen anderer Festivalteilnehmer zu vergleichen.

Die Organisation der Festivalveranstaltungen scheint für uns qualitativ sehr hochwertig gewesen zu sein. Alle Veranstaltungen wurden logistisch gut durchdacht – die Entfernung des Hotels zum Festivalzentrum (Alte Münze) war keine große und die reale Erreichbarkeit von praktisch allen Sälen, in welchen die Theaterstücke stattfanden, spricht dafür. Einen besonders großen Dank für die Möglichkeit, dass wir fünf Theaterstücke unserer Wahl umsonst besuchen konnten und für den Rabatt auf alle anderen, genauso wie für die Kompensation der Fahrt- und Unterkunftskosten. 

Maria Isabel Hagen | HAMBURG

Zusammen mit KünstlerInnen aus Stuttgart, München und Berlin habe ich vom 13.06-16.06. am Performing Arts Festival teilgenommen. Das erste Kennenlernen mit den Gegensatzzetteln der Wahlverwandtschaften ermöglichte ein sofortiges Einsteigen in konkrete Themen ohne lange Vorstellungsrunden. Mir persönlich erleichtert es das Kennenlernen erheblich, wenn es anhand von konkreten Aufgaben- oder Fragestellungen stattfindet. Statt lang und breit über den eigenen Werdegang zu schwadronieren erfährt man z.B. beim Diskutieren der Gegensatzpaare „Überzeugung oder Geld“, „Hierarchische Struktur oder Kollektives Entscheiden“ viel mehr und viel konkreter etwas über die TeilnehmerInnen.

Ich habe es als sehr positiv empfunden, dass die Struktur des Städtelabors ansonsten so offen war und den Raum bot, sich selbst so zu organisieren, wie es für alle Beteiligten am besten war. Wir haben eine Facebook Gruppe gegründet und uns mit den TeilnehmerInnen, die im Hotel untergebracht waren, morgens zum Frühstück verabredet.

Ich bin ein großer Fan davon, Festivals in Gruppen zu besuchen. Es erleichtert die Organisation, das Verarbeiten der gesehen Performances und erweitert den Inspirationsspielraum. Angesichts der Fülle des Programms und der Weitläufigkeit der Spielorte befürchteten wir uns zu verlieren. Tatsächlich bin ich den Städtelabor Teilnehmerinnen aber pausenlos über den Weg gelaufen. Schön wäre es gewesen, wenn wir im Festivalzentrum eine Anlaufstelle gehabt hätten, einen Tisch oder eine Ecke. Ich hätte auch nichts gegen Tagesberichte der Erfahrungen gehabt. So haben wir zwar laufend über die gesehenen Stücke geredet, aber es hat sich auch viel zwischen Tür und Angel verflüchtigt (Vielleicht bauscht man mit Tagesberichten aber auch Erfahrungen auf und verengt mit der Struktur wieder den offenen Rahmen).

Ich habe das Erleben des Festivals im Rahmen des Städtelabors als sehr positiv empfunden. Bei einem Festival von dieser Größe gibt es einem Rückhalt, Teil eines Teams zu sein. Vielleicht hätte diese Gruppenbindung durch ein Kennenlernen im Vorfeld, oder die Anreise einen weiteren Tag früher vor Festivalbeginn noch verstärkt werden können. Im gemeinsamen Studieren des Programms hätte man sich evtl. für mehr gemeinsame Stücke entschieden und dahingehend das Festival geplant. Die Berliner Teilnehmerinnen habe ich leider selten gesehen. Vielleicht wäre es hilfreich, trotz der angenehmen, offenen Rahmung des Städtelabors dennoch ein paar „Pflichtveranstaltungen“, z.B. das abendliche Pop-Quiz, bei dem der Tag zusammen mit anderen BesucherInnen reflektiert wird, vorzugeben. Indem man die StädtelaborantInnen an verschiedenen Punkten (oder auch nur einem) zusammenkommen lässt, schafft man evtl. eine Verbindlichkeit, in der es zu noch mehr Austausch kommt.

Jetzt, wo ich die anderen KünstlerInnen aus den anderen Städten kennengelernt habe, wäre es natürlich schön, ein weiteres Festival wie z.B. das „Sechs Tage Frei“ gemeinsam zu besuchen. Mein Eindruck ist, dass sich erst nach ein paar Tagen des gemeinsamen Programm Anschauens gewisse Vorlieben, Abneigungen, künstlerische Schwerpunkte und Sehgewohnheiten erkennen lassen und man ausgehend davon den Austausch über die Stücke auf eine nächste Ebene heben kann. Eine gute Erfahrung mit Kontakten, die hoffentlich von längerer Dauer sein werden.    

Rosalie Wanka | MÜNCHEN

Als Künstlerin der freien Szene habe ich oft die Beobachtung (bei mir und Kollegen) gemacht, dass das ständige “Rackern” und “Auf die Beine stellen” oft nicht die nötige Energie, Zeit und eventuell auch finanziellen Mittel übrig lässt, sich mit dem eigenen Arbeitsfeld – der freien Szene - der eigenen Stadt auseinanderzusetzen, geschweige denn mit der freien Szene einer anderen Stadt.

Ich denke, dass Vernetzung und Beobachtung mit und von Künstlern essenziell wichtig ist, für Inspiration, künstlerische Kooperation, Lernprozesse etc., aber auch in Themenfeldern wie rechtliche Aspekte des eigenen Berufsstatus' oder Bildung und Vernetzung von Gruppierungen, um Ansprüche, Wünsche und Konditionen durchzusetzen. Wie bereits erwähnt, ist auch der Blick über den eigenen Städterand hinaus oft schwierig, da man meistens alle Energie dafür aufwendet in der eigenen Stadt Fuß zu fassen.

Als Beobachterin beim Performing Arts Festival dabei zu sein hat mir eine ungemein wertvolle Möglichkeit geboten, mich mit Künstlern, Organisatoren und Organisationen aus ganz Deutschland zu vernetzen (in der Position der Beobachterin, nicht als Performerin oder Choreographin!) und mich intensiv mit der freien Szene Berlins auseinanderzusetzen. Das Rahmenprogramm mit Symposien und Lectures waren hochinteressant und weiterbringend, sowohl in Wissen als auch in Kontakten, Begegnungen und Denkanstößen.

Bei der Berlin Diagonale konnte man nochmals einen geballten Eindruck der Vielfalt der Berliner freien Szene erhaschen. Zusätzlich gaben mir die besuchten Performances und Vorstellungen viel kreativen Input, Inspiration und neue künstlerische Partnerschaftsmöglichkeiten. 

Das Städtelabor sollte jedenfalls bei weiteren Festivalausgaben wiederholt werden, da es eine einzigartige Vernetzungs- und Weiterbildungsmöglichkeit bietet.

Olivia Kim | BERLIN

Mein wichtigster Grund an der Teilnahme am Städtelabor war und ist mich zu „vernetzen“. Der Austausch der freien Szene und der inidividuellen Positionen, die man in der freien Szene einnimmt, interessieren mich. Zu oft merke ich (immer noch, trotz der Gegenbewegung), dass Austausch als Verlieren angesehen wird. Wegen des wenigen Geldes und der begrenzten Möglichkeit für Sichtbarkeit, herrscht immer noch viel Konkurrenz zwischen den Künstler*innen, besonders wenn man gerade vom Nachwuchs rausgekommen ist, aber noch nicht etabiliert ist.

Das Städtelabor hat für mich diesen Austausch erfüllt. Es gab weder einen konkreten Druck auf eine Produktion noch einen Konkurrenzkampf zwischen den Teilnehmer*innen. Die Teilnehmer*innen waren gut aufgeteilt, sei es in Hinsicht auf Erfahrung, Branche oder Region. Bei jeder/m konnte man eine Neugier auf die Kolleg*in spüren und dies hatte eine angenehme Atmosphäre erzeugt. Während des Festivalbrunches sah man auch, dass die Festivalleiter*innen an so einen Austausch interessiert waren und ihn fördern wollen.

An Wünschen als Berlin Teilnehmerin fand ich, dass die gemeinsame Zeit zu wenig war. Ich glaube die anderen Teilnehmer*innen waren im selben Hotel untergebracht und hatten mehr Gelegenheit zusammenzustoßen. Ich fand das erste Treffen ein wenig zu kurz, um die anderen Personen kennenzulernen. Daher hätte ich mir vielleicht das Treffen einen Tag zuvor am Abend oder etwas früher mit etwas mehr Zeit gewünscht. Ich fände auch die Idee gut, dass dieselben Teilnehmer*innen vielleicht an allen 3-4 Festivals gehen und sich dadurch einen gesamten Eindruck schaffen könnten, dann hätte man eine Kontinuierlichkeit ohne sie unbedingt produktiongebunden zu erschaffen.

Ich denke, dass dieses Format sehr viel Potential hat und unterstütze die Idee des Städtelabors - nicht nur zwischen Kurator*innen Austausch zu erschaffen, sondern auch zwischen Künstler*innen - zu 100%. Besonders gilt dies auch, da in Deutschland oft Kulturförderung als Ländersache angesehen wird. Doch um eine Sichtbarkeit der Probleme zu erschaffen und der prekären Situation, in der man sich oft befindet, sollte zwar die jeweilige Situation des Landes berücksichtigt, aber auch ein bundesweiter Austausch gefördert werden.

Carola Lehmann | BERLIN

In der Vielfalt des Performing Arts Festivals stellte die "Diagonale" das Herzstück dar, denn die Veranstaltung bildete die Vielfalt und die Qualität der Berliner freien Szene ab. Für mich problematisch war die Aufteilung der Präsentationen auf zwei Orte. Es entstand der Eindruck, die interessantesten Beiträge zu verpassen und sich mit Sicherheit stets an der Bühne aufzuhalten mit dem uninteressanteren Programm.

Die Arbeitsbereiche des LAFT sind mir während des Festivals klarer geworden, gewannen auch durch Gespräche an Leben. Möglichkeiten, wie die Strukturen des LAFT sinnvoll für meine Arbeit werden könnten, wurden besser fassbar.

Das Frühstück am letzten Festivaltag war eine gute Gelegenheit um Kontakte zu knüpfen und Vertreter*innen bestimmter Institutionen kennen zu lernen. Es ergaben sich Kontakte mit Kulturinstitutionen, Einblicke in deren Arbeitsweisen waren bereichernd. Interessant fand ich zum Beispiel zu erfahren, dass die australische Kulturbehörde eine Gruppe von sieben Künstler *innen "entsandt" hatte und dabei war das Programm nicht etwa einem konkreten Ziel, sondern ausschließlich dem Austausch und der inhaltlichen Anregung verpflichtet.

Zahlreiche Anregungen und Möglichkeiten des Austausches wurden mir also durch die Position als Beobachterin des Städtelabors gewährt. In diesem Sinne bin ich gespannt auf die nächste Ausgabe des Festivals und freue mich drauf.

Nana Hülsewig | STUTTGART

Am 13.06. wurden wir sehr herzlich im Platzhaus begrüßt. Im Salon der Wahlverwandtschaften haben wir die anderen Teilnehmer*innen des Städtelabors kennengelernt und es hat sich direkt eine Gruppe gebildet, die sich über Facebook vernetzt hat und ab da in ständigem Kontakt miteinander war.

Die meisten Städtelabor-Teilnehmer*innen arbeiteten als Presse und ÖA Referenten, Regisseur*innen und in der Produktion. Da Fender und ich all diese Tätigkeiten neben unserer künstlerischen performativen Arbeit verrichten, war die Teilnahme am Städtelabor sehr besonders und inspirierend für mich. In der alten Münze tauschten wir uns mit den Kolleg*innen über die Fachtagung aus, erzählten und empfahlen uns gegenseitig von bereits Gesehenem, kamen aber auch ins Gespräch über die verschiedenen und ähnlichen Arbeitsbedingungen über den „reichen Süden“ und die zum Teil wirtschaftlich katastrophalen Arbeitsbedingungen im Norden, besonders in Berlin und Hamburg.

Ich persönlich war etwas überfordert vom Superlativ der vielen Veranstaltungen, die oft in sehr großen Entfernungen voneinander stattfanden. Das kann auch daran gelegen haben, dass ich die meisten aufgetretenen Künstler*innen nicht kannte.

Großartig fand ich das PAP. Ein tolles Konzept zur Unterstützung für alle möglichen Fragen und die Vernetzung der freien Szene. Angefangen von Förderkonzepten über Coaching-Möglichkeiten völlig verausgabter Gruppen und Künstler*innen sowie die Möglichkeit der Qualifizierung. Auch die Fachveranstaltungen Kunst-Förderung vs. Kreativwirtschafts-Förderung, From Venue to Venue und die Berlin Diagonale – Show Camp beleuchteten informativ und sich gegenseitig ergänzend die freie Theaterlandschaft in Berlin, deren Möglichkeiten und Grenzen. Zudem haben wir Kontakte knüpfen können zu externen Festivals, Förderinstitutionen und Veranstalter*innen aber auch zu Kolleg*innen, die uns sympathisch waren, die an ähnlichen Themen wie wir arbeiten und sich wie wir immer weiter professionalisieren möchten.

All das hat mich angeregt und das Nachdenken über die gesellschaftliche Relevanz von künstlerischer Arbeit und deren Produktion stellten meine eigenen künstlerischen Prozesse in einen größeren politischen Zusammenhang. Machte beispielsweise den wirtschaftlichen Aspekt nicht zu einer persönlichen Misere, sondern zu einem Politikum von dem unsere gesamte Kultur betroffen ist. Gedanken solcher Art öffneten meine eigene Fantasie, ich bekam große Lust mich tiefer mit diesen Themen zu beschäftigen. Ich fühlte mich als Performance Künstlerin heruntergeholt auf den Boden der Tatsachen – dennoch aufgebaut von Ideen, Visionen und Vernetzungen. In unser neues künstlerisches Konzept fließt viel davon ein, vor allem ist „Arbeit“ ein inhaltlich thematischer Schwerpunkt unseres zukünftigen Konzepts geworden.

Fender Schrade | STUTTGART

Ich bedanke mich für die Einladung zum Städtelabor und die freundliche und umfangreiche Betreuung durch die Veranstalter*. Die Teilnahme war sehr positiv für mich, meine Eindrücke möchte ich in folgendem Bericht schildern.

Ich bin zusammen mit meiner Kollegin Nana Hülsewig aus Stuttgart nach Berlin gereist. Direkt nach unserer Ankunft wurden wir mit den anderen Teilnehmer*innen des Städtelabors im Rahmen eines spielerischen Kennenlernens vernetzt. Daraus hat sich mit einem Teil der Gruppe ein gemeinsamer Restaurantbesuch ergeben, indem das Kennenlernen noch vertieft wurde und ein Austausch über die geplanten Veranstaltungsbesuche stattfand. Darüber hinaus wurde eine Facebookgruppe gegründet, mit deren Hilfe wir in den kommenden Tagen kommunizierten und uns gegenseitig von Veranstaltungen berichtet haben. Ich fand es toll mit unbekannten Personen, die auch wie ich, Gäste in der Stadt waren, auf diese Art gemeinsam das Festival zu erleben, mitzukriegen, welche Veranstaltungen für die anderen interessant sind, was für persönliche oder berufliche Hintergründe sie hierherbringen. Zum Austausch und Vernetzung hat vor allem auch die gemeinsame Unterbringung im Hotel in der Nähe des Festivalzentrums beigetragen. Meist traf man sich beim Frühstück oder spät abends in der Bar, um Erlebtes und Geplantes zu teilen.

Programm fürs Fachpublikum:

Am ersten Abend fand im Festivalzentrum ein Meet & Greet mit den anderen akkreditierten, internationalen Festivalbesucher*innen statt. Das angebotene „Speed Dating“ war für mich persönlich nach den vielen Eindrücken an diesem Tag herausfordernd, wenngleich es bestimmt eine sehr effektive Strategie war mit allen Besucher*innen mal kurz ins Gespräch zu kommen.

In den folgenden Tagen nahm ich an mehreren geführten Touren durch Berliner Veranstaltungsorte teil. Diese Touren fand ich für mich ein persönliches Highlight im Programm fürs Fachpublikum. Hier bestand erstens die Möglichkeit, auf den Spaziergängen intensiv mit anderen Teilnehmer*innen in Kontakt zu kommen und zweitens auf komprimierte Art und Weise mögliche Spielstätten/Koproduktionshäuser an Ort und Stelle kennenzulernen. Spannend war die Diversität der Spielstätten, nicht nur im Hinblick auf die unterschiedlichen Sparten, die sie angeboten haben, sondern auch im Hinblick auf ihrer Ausstattung, Finanzierung und die verschiedenen Möglichkeiten, die sie Kulturschaffenden gerne bieten würden.

Am vierten Festivaltag besuchte ich den vom Performing Arts Programm Berlin organisierten Fachtag: Kunst-Förderung vs. Kreativwirtschaft. Zwei theoretische Vorträge und die Teilnahme an dem kulturtheoretischen Workshop von Lukas Franke lösten einen spannenden Diskussionsnachmittag mit zwei anderen Städtelaborteilnehmer*innen zum Thema Arbeit/Arbeitsstrukturen von Kulturschaffenden in unserer neoliberalen Gesellschaft aus. Es war spannend für mich im Anschluss meine eigene Arbeitssituation als Künstler* und kultureller Produzent im Kontext dieser theoretischen Fragestellungen zu betrachten. Die Möglichkeit, die eigene Arbeitssituation und auch das Setting der Berliner Künstler* mit dem theoretischen Input zu reflektieren empfand ich als sehr hilfreich.

Das abschließende Festivalfrühstück am Sonntag hat nochmals ausgiebig die Möglichkeit geboten, mit Förderern/Institutionen ins Gespräch zu kommen und letztendlich mit den anderen Teilnehmenden des Städtelabors nochmals die Woche zu resümieren.

Fazit:

Das Städtelabor im Rahmen des PAF war für mich eine sehr bereichernde und inspirierende Erfahrung. Die Möglichkeit mal nicht im Rahmen von eigenen Auftritten ein Festival als Professioneller zu besuchen, sich mit anderen auszutauschen und Netzwerke zu schaffen bestand für mich bis dato nicht. Dazu noch einen theoretischen Input zu haben, empfand ich als wirklich toll, da ich wie viele freien Künstler neben der künstlerischen Arbeit auf der Bühne auch mit Produktion, Gastspielakquise etc. beschäftigt bin. Die Tage in Berlin waren insgesamt von morgens neun bis nachts um drei vollgepackt mit einer großen Bandbreite an Programm, Informationen und Eindrücken.